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Welche Gefährdungen bestehen beim WIG-Schweißen mit 48 V?
KomNet Dialog 43890
Stand: 29.01.2024
Kategorie: Sichere Anlagen / Sicherer Betrieb > Benutzung von Arbeitsmitteln und Einrichtungen > Gefährdungen durch Arbeitsmittel und Einrichtungen
Frage:
Welche Gefährdungen bestehen beim WIG-Schweißen mit 48 V? In einem speziellen Fall wurde beim WIG-Schweißen mit dem Lotstab in der einen Hand die Elektrode des Schweißgerätes in der anderen Hand berührt. Somit wurde der Stromkreis vom Schweißgerät über den Lotstab durch den Körper geschlossen. Können solche "Stromunfälle" im Rahmen der handwerklichen Ausbildung bei ungeübten Auszubildenden toleriert werden (Bereich Restrisiko, keine weiteren Maßnahmen zur Risikoreduzierung erforderlich)? Geeignete Schweißerhandschuhe wurden getragen. Bringt ein entsprechender Stromschlag lediglich einen "Schreckmoment" mit sich? Ist eine ärztliche Vorstellung überhaupt erforderlich? Handelt es sich überhaupt per Definition um einen Unfall (Körperschaden verursachendes Ereignis)?
Antwort:
Über die Gefahren und Schutzmaßnahmen beim WIG-Schweißen bzw. beim Lichtbogenschweißen informiert die DGUV Information 209-010 Lichtbogenschweißen ausführlich.
Beim WIG-Schweißen kann es verfahrensbedingt zu elektrischen Gefährdungen kommen, es können nicht alle spannungsführenden Teile isoliert werden. Insbesondere die maximal zulässige Leerlaufspannung der Schweißgeräte von 113 Volt liegt über der zulässigen Berührungsspannung von 50 V Wechselspannung.
Für die Sicherheit der Schweißfachkraft ist deshalb in erster Linie die Beschaffenheit der Bekleidung, insbesondere der Handschuhe, von Bedeutung. Der Isolationswert von Schutzkleidung beim Schweißen kann von „ausreichend hoch“ bis „lebensgefährlich niedrig“ schwanken. Nasse oder durchschwitzte Kleidung ist elektrisch leitfähig und hat fast keinen Widerstand, siehe Kapitel 4.1.5 der DGUV Information 209-010. Unbeschädigtes trockenes Schuhwerk mit Gummisohlen hat einen Widerstand von ca. 100.000 Ohm und bietet eine ausreichende Isolation.
Weitere Schutzmaßnahmen vor den elektrischen Gefahren beim Lichtbogenschweißen stehen im Kapitel 3.2.
Bevor die Beschäftigten das Schweißgerät erstmalig verwenden, sind ihnen ausreichende und angemessene Informationen zur Verfügung zu stellen. Sie sind über die vorhandenen Gefährdungen beim WIG-Schweißen und die erforderlichen Schutzmaßnahmen und Verhaltensregelungen zu unterweisen.
„Beim Schweißen kommt es immer wieder zu Unfällen mit dem elektrischen Strom. Je nach Stromstärke, Stromart, Frequenz und Stromweg durch den Körper kann es zu den unter Kapitel 3.1 genannten Auswirkungen kommen, wobei insbesondere Herzrhythmusstörungen, Kammerflimmern oder sofortiger Herzstillstand lebensbedrohend sind.“
„Wegen der Gefahr von Herzrhythmusstörungen ist eine möglichst umgehende ärztliche Kontrolle notwendig. Diese sollte die Durchführung eines EKGs sowie eine eingehende Anamnese mit körperlichen Untersuchungen einschließen. Möglicherweise kann eine 24-stündige stationäre Überwachung mit zusätzlichen diagnostischen Maßnahmen erforderlich sein.“ (Kapitel 3.3 DGUV Information 209-010, Erste Hilfe beim elektrischen Schweißunfall)
Siehe auch:
DGUV Themenfeld Schweißen von metallischen Werkstoffen