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KomNet-Wissensdatenbank

Wie kann das Öffnen von Brandschutztüren mit Türschließern für gesundheitlich beeinträchtigte Beschäftigte erleichtert werden?

KomNet Dialog 3596

Stand: 20.09.2018

Kategorie: Gestaltung von Arbeitsplätzen > Ergonomie > Ergonomie von Arbeitsstätten und Arbeitsmitteln

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Frage:

Ich bin Grundschullehrerin mit 30% anerkannter Behinderung (Rheuma, Gicht in den Händen, ständige Schmerzen in Händen, Arm- und Schultergelenken. Durch die Erkrankung starke Schwächung dieser Bereiche). Mein Problem in der Schule: Wir haben neue Brandschutztüren erhalten, die schon für meine gesunden Kolleginnen und Kollegen schwer zu bedienen sind. Ich kann die Türen nur unter Schmerzen öffnen, muss dies aber ca. 30 x an einem Schultag tun. Da ich beide Hände für eine Tür benötige, weiß ich oft nicht, wie ich das viele Material, das Lehrer ständig bei sich haben, durch die Tür kriegen soll - stelle ich die Sachen auf den Boden, fällt die Tür schon wieder zu, ehe ich zum Durchgehen bereit bin. Es ist durchaus nicht immer jemand in der Nähe, der die Tür offenhalten kann. Zum Beispiel jetzt - ich habe auf Grund der Vergleichsarbeiten auch in den Ferien in der Schule zu arbeiten. Ich fühle mich durch die schweren Türen zunehmend gesundheitlich beeinträchtigt. Was kann ich tun?

Antwort:

Grundsätzlich gibt es genügend erprobte technische Einrichtungen, die die automatische Öffnung von schweren Türen ermöglichen.

Eine Erleichterung könnten Türöffner auf Knie- oder Hüfthöhe sein. Das würde Ihre Gelenke nicht weiter strapazieren und belasten.

Der Türöffner auf Kniehöhe hätte den Vorteil, dass auch Rollstuhlfahrer und Kleinwüchsige die Automatik-Türen bedienen könnten. Die Bewegung, den Schalter zu bedienen wäre minimal und für jeden durchführbar.

Es ist bei der Installation darauf zu achten, dass die Türdrücker den richtigen Abstand zur Tür haben, damit niemand beim Öffnen verletzt wird. Es sollte keine Sensorschaltung verwendet werden, da sie ausschließlich auf Wärme- bzw. Hautkontakt reagiert. Wahrscheinlich ist ein Kipp- oder Druckschalter die sinnvollste Alternative.

Gleichzeitig sind die Türen auch manuell zu öffnen. Bei Brandschutztüren ist prinzipiell so eine Lösung denkbar. In Schulen werden gewöhnlich feuerhemmende Türen solcher Art eingesetzt, die so eine Lösung auch erlauben. Damit bleiben alle sicherheitsrelevanten Bedingungen bestehen, die die Tür (Brandschutztür) erfüllen muss.

In Krankenhäusern wird dieses System in der Praxis seit vielen Jahren schon eingesetzt. Dort sind allerdings sehr große Schalter installiert, die für ganz andere Arbeitsbedingungen konzipiert wurden.

Lichtschranken und Bewegungsmelder sind für diese Zwecke ungeeignet, da sie die Tür in jedem Fall öffnen und somit eine Gefahr für Unwissende bedeuten.


Das größte Problem besteht darin, entsprechende Mittel für so eine Umrüstung zu bekommen. Hier sollten zuerst die Stellen innerhalb der Schule (-Verwaltung) angesprochen werden: örtliche Schwerbehindertenvertretung, Fachkraft für Arbeitssicherheit, Betriebsarzt und Personalvertretung. Hilfen gibt es möglicherweise auch von z.B. den Behindertenvertretungen bzw. - vereinen. Grundsätzlich können Maßnahmen zur Förderung oder Erhaltung von Arbeitsplätzen für behinderte Menschen auch bezuschusst werden. Informationen erhalten Sie auch auf der Homepage des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS NRW).