Inhaltsbereich

KomNet-Wissensdatenbank

Bestehen Tätigkeitsverbote beim Umgang von CMV-negativen Schwangeren mit CMV-positiven immunsupprimierten Patienten?

KomNet Dialog 22137

Stand: 09.07.2019

Kategorie: Besonders schutzbedürftige Personengruppen > Werdende und stillende Mütter > Beschäftigungsverbote und -beschränkungen

Favorit

Frage:

Bestehen Tätigkeitsverbote beim Umgang von CMV-negativen Schwangeren mit CMV-positiven immunsupprimierten Patienten?

Antwort:

Nach § 10 des Mutterschutzgesetzes (MuSchG) dürfen werdende Mütter nicht mit Biostoffen der Risikogruppe 2, 3 oder 4 im Sinne von § 3 Absatz 1 der Biostoffverordnung in Kontakt kommen, sodass dies für sie oder für ihr Kind eine unverantwortbare Gefährdung darstellt.

Ob eine CMV-negative Schwangere (Beruf unbekannt) mit immunsuprimierten Patienten beschäftigt werden darf, hängt von dem Ergebnis der durchgeführten individuellen Gefährdungsbeurteilung nach dem Mutterschutzgesetz für diesen speziellen Bereich der Klinik ab. Insbesondere ist dabei eine Abschätzung des Infektionsrisikos wichtig, um eventuell spezielle Einsatzfelder herausarbeiten, in denen eine Schwangere gefahrlos eingesetzt werden könnte. Grundsätzlich dürfen empfängliche Schwangere nicht mit bekannt infektiösen Patienten Umgang haben.


Die CMV-Durchseuchung der Bevölkerung ist länder- und altersabhängig. In einer Studie haben Frau Prof. G. Enders und ihre Mitarbeiter die HCMV-Durchseuchung und die Häufigkeit von Primärinfektionen bei Schwangeren in Deutschland zwischen 1996 und 2002 untersucht. Die Durchseuchung betrug zwischen 43,35 (Gruppe 1) und 47,5% (Gruppe 2). In Deutschland liegt also die Durchseuchungsrate bei Frauen im gebärfähigen Alter bei circa 45%.


Dagegen ist die die Häufigkeit der CMV-Infektion bei Immunsupprimierten

• 50 bis 70% innerhalb von 3 Monaten nach Organtransplantation

• Bis zu 75% nach Knochenmark- und Stammzelltransplantation

• 20 bis 40% bei AIDS-Patienten

• 37% Frühchen von CMV- IgG+ Müttern


An der chirurgischen Intensivstation der Tübinger Universitätsklinik wurde die Relevanz der CMV-Aktivierung bei nicht immunsupprimierten Intensivpatienten untersucht. Von den 56 Patienten, zwischen April 1998 und März 1999, fand man bei 20 (35 %) eine Reaktivierung des CMV (CMV-DNA im Blut oder Trachealsekret). Bei fünf Patienten konnte das Virus aus dem Trachealsekret kultiviert werden. Vier von 23 serologischen Untersuchungen fielen positiv aus. Patienten mit bakterieller Sepsis und Krebs wiesen ein etwa vierfach erhöhtes Risiko für eine CMV-Reaktivierung auf.


Somit ist das mögliche Infektionsrisiko bei diesen Patienten höher einzuschätzen, als das mögliche Infektionsrisiko im privaten Bereich.


Nach einer Studie haben Krankenschwestern an Neugeborenenstationen kein erhöhtes Risiko gegenüber HCMV1. Bei ihnen wurde keine höhere Serokonversionsrate gefunden als bei der Durchschnittsbevölkerung.


In einer Seroprevalenzstudie durchgeführt bei schwangeren Mitarbeiterinnen des Universitätsklinikums Frankfurt am Main wiesen dagegen Mitarbeiterinnen aus der Pflege höhere CMV Durchseuchungsraten als Ärztinnen. Dieser Unterschied war statistisch signifikant (p=0,0136). Als ursächlich wurde der häufigere und ggf. intensivere beruflich bedingte Kontakt mit Körperflüssigkeiten in Betracht gezogen.


Somit unterscheidet sich die Empfehlung, je nachdem in welcher Branche die empfängliche Schwangere tätig ist und welche Tätigkeit sie ausübt.


Im Gesundheitswesen beschäftigte Schwangere (z. B. Ärztinnen) ohne Antikörperschutz dürfen nur dann beruflichen Umgang mit Patienten (jeder Patient ist potenziell infektiös) haben, wenn der Arbeitgeber sicherstellen kann, dass durch geeignete Schutzmaßnahmen eine Infektion mit dem Cytomegalievirus sicher vermieden werden kann. Hierzu gehört neben einer ausführlichen arbeitsmedizinischen Beratung zu den Übertragungswegen (Urin, Speichel, Tränen und Blut) und über die Erkrankung auch das Tragen von persönlicher Schutzausrüstung (Schutzkittel, Handschuhe...) sowie die konsequente Einhaltung der Hygienemaßnahmen.


Weitere Informationen zum Thema finden sie bei ICON. Dies ist eine Initiative zur Prävention konnataler Cytomegalieinfektionen, die sowohl für die Eltern, als auch für die medizinischen Fachkreise ausführliche Informationen bietet.