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Muss ein Arbeitgeber besondere Maßnahmen, z.B. bei Montagetätigkeit, treffen, wenn bekannt wird, dass ein Beschäftigter HIV-Träger ist?

KomNet Dialog 16462

Stand: 22.06.2012

Kategorie: Gesunde Arbeit / Arbeitsschutz > Gesundheitsschutz > Sonstige arbeitsmedizinische Fragen

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Frage:

Was muss das Unternehmen beachten, wenn bekannt wurde, dass ein Mitarbeiter HIV hat? Und was muss hinsichtlich Ansteckung bei auswärtiger Montagearbeit getan werden?

Antwort:

In solchen Fällen ist unbedingt die Betriebsärztin oder der Betriebsarzt einzuschalten. Diese können die Situation differenziert beurteilen, wenn ihnen die Befunde des Arbeitnehmers zur Verfügung gestellt werden. Dazu ist selbstverständlich das Einverständnis des Arbeitnehmers erforderlich.

Da eine HIV-Infektion bei Bekanntwerden immer noch eine gewisse Stigmatisierung mit sich bringen kann, sollte die Problematik streng vertraulich in einem kleinen Kreis behandelt werden. Nur so sind Beeinträchtigungen des Betroffenen über die rein körperlichen Krankheitsfolgen hinaus zu vermeiden.

Bei der Beurteilung der Situation müssen zwei Aspekte berücksichtigt werden:
1. Fremdgefährdung
2. Selbstgefährung

Beide sind abhängig vom Krankheitsstadium:
Bei Überlegungen zur Fremdgefährdung ist die Übertragungsgefahr durch das HI-Virus entscheidend. Eine Übertragung auf Dritte ist im Wesentlichen nur durch Blutkontakt möglich. Dabei ist die Übertragungsgefahr im Vergleich zu anderen blutübertragenen Viruserkrankungen (z. B. Hepatitis B) sehr viel geringer. Allerdings wird man bei Montagearbeiten ein gewisses Verletzungsrisiko annehmen können. Hier spielen die konkreten Arbeitsbedingungen (was wird wo montiert, ...) eine wichtige Rolle. Dies kann durch die Sicherheitsfachkraft vorab ermittelt werden. Eine Gefahr ist immer dann gegeben, wenn Blutkontakt mit Wunden eines Dritten oder Schleimhautkontakt möglich ist und im Blut des Infizierten viele Viren zirkulieren (so genannte hohe Viruslast). Letzteres kann anhand von Laborbefunden durch die Betriebsärztin/den Betriebsarzt beurteilt werden.


Hinsichtlich der Selbstgefährdung sind neben dem momentanen Krankheitsstadium vor allem Belastungen des Betroffenen durch Krankheitserreger (z. B. Montagearbeiten in Kläranlagen, an Klimaanlagen etc.) zu berücksichtigen. Auch können ungünstige Arbeitsverhältnisse (Witterungseinflüsse, Schichtarbeit) den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen. Andererseits kann durch die moderne HIV-Therapie eine langfristige Krankheitskontrolle erreicht werden, so dass nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf die momentane Arbeitssituation zu erwarten sind.