Inhaltsbereich

KomNet-Wissensdatenbank

Müssen "Not-Halt"-Taster mit einer abgeschirmten Leitung verdrahtet werden, um eine Querschlusserkennung zu erreichen?

KomNet Dialog 13955

Stand: 23.06.2011

Kategorie: Sichere Produkte > Beschaffenheit von Arbeitsmitteln / Einrichtungen > Beschaffenheit von Sicherheitseinrichtungen

Favorit

Frage:

In unseren Maschinen werden "Not-Halt"-Taster an mehreren Bedienstellen eingebaut. Diese Bedienstellen sind nicht ortsveränderbar, also fest montiert am Maschinenkörper oder an einem Schutzzaun. Müssen diese "Not-Halt"-Taster mit einer abgeschirmten Leitung verdrahtet werden, um eine Querschlusserkennung zu erreichen? Die Zuleitungen an die "Not-Halt"-Taster werden meistens in Kabelkanal gelegt. Eine Quetschgefahr für die Leitungen besteht eigentlich nicht. An Sicherheitsschaltern für die Schutztüren verwenden wir geschirmte Leitungen, da wir auf die Kabelverlegung haben oft keinen Einfluß haben, ist dies ausreichend?

Antwort:

Bei Not-Halt - Funktionen, die nur als einkanalige Schaltung mit positiver Signalspannung (+U, wenn Not-Halt nicht betätigt) ausgeführt sind, ist die Verwendung von geschirmten Leitungen - bei denen der Schirm mit dem Bezugspotential OV oder GND verbunden ist – die einzige Möglichkeit, einen Querschluss zu erkennen (Fehleraufdeckung / Diagnostic coverage).

Bei zweikanaligen Not-Halt Schaltungen kann diese Erkennung erfolgen durch:
• Verwendung von geschirmten Leitungen (wie bereits beschrieben) oder
• Unterschiedliche Signalspannungen an den Kanälen (+Ub / GND) oder
• Verwendung von Auswertegeräten mit sogenanntem „Testpulse“

Andererseits kann für einen Querschluss (Kurzschluss zwischen zwei beliebigen Leitern) ein Fehlerausschluss gemacht werden, wenn die entsprechenden Bedingungen eingehalten werden (siehe Tabelle D5 von DIN EN ISO 13849-2 www.beuth.de )

Fehlerannahme                             Fehlerausschluss                                             
Kurzschluss zwischen                   Kurzschlüsse zwischen Leiter,
zwei beliebigen Leitern                    • die dauerhaft (fest) verlegt und 
                                                       gegen äußere Beschädigung geschützt sind 
                                                       z.B. durch Kabelkanal, Panzerrohr) oder
                                                     • in unterschiedlichen Mantelleitungen, oder
                                                     • innerhalb eines elektrischen Einbauraumes (siehe Bemerkung 1), oder
                                                     • die einzeln durch eine Erdverbindung geschützt sind.

Bemerkung:
Voraussetzung ist, dass sowohl die Leitungen als auch der Einbauraum den jeweiligen Anforderungen entsprechen. (siehe EN 60204-1 / IEC 60204-1)

Bei der gegen äußere Beschädigung geschützten Verlegung (z. B. durch Kabelkanal, Panzerrohr) ist wichtig, dass dieser Schutz durchgehend ist, gerade an den Bögen, wo erfahrungsgemäß die meisten Leitungsbeschädigungen vorkommen.

Bei den Anschlussleitungen der Positionsschalter für Verriegelungseinrichtungen (fälschlicherweise als „Sicherheitsschalter“ bekannt) gelten die gleichen Anforderungen und Bedingungen, wobei diese den erforderlichen „Sicherheits-Niveaus“ (Pl gemäß DIN-EN-ISO 13849-1) entsprechen müssen (Ein- oder Zweikanaligkeit, Zuverlässigkeit der Komponenten, Maßnahme zur Fehleraufdeckung, Maßnahmen zur Vermeidung von Fehlern mit gemeinsamer Ursache) .

Wir empfehlen ggf. weitere Detailfragen im direkten Kontakt mit einem entsprechenden Fachunternehmen für industrielle Sicherheitstechnik zu klären.