Inhaltsbereich

KomNet-Wissensdatenbank

Welche Prüfkriterien bezüglich Software-Ergonomie gibt es eigentlich?

KomNet Dialog 1238

Stand: 01.03.2021

Kategorie: Gestaltung von Arbeitsplätzen > Bildschirmarbeit > Softwareergonomie

Favorit

Frage:

Welche Prüfkriterien bezüglich Software-Ergonomie gibt es eigentlich?

Antwort:

Für die Gestaltung von Software finden sich verbindliche Mindestanforderungen im Anhang der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) unter Ziffer 6.5. Dort ist folgendes nachzulesen:


"(1) Beim Betreiben der Bildschirmarbeitsplätze hat der Arbeitgeber dafür zu sorgen, dass der Arbeitsplatz den Arbeitsaufgaben angemessen gestaltet ist. Er hat insbesondere geeignete Softwaresysteme bereitzustellen.

(2) Die Bildschirmgeräte und die Software müssen entsprechend den Kenntnissen und Erfahrungen der Beschäftigten im Hinblick auf die jeweilige Arbeitsaufgabe angepasst werden können.

(3) Das Softwaresystem muss den Beschäftigten Angaben über die jeweiligen Dialogabläufe machen.

(4) Die Bildschirmgeräte und die Software müssen es den Beschäftigten ermöglichen, die Dialogabläufe zu beeinflussen. Sie müssen eventuelle Fehler bei der Handhabung beschreiben und eine Fehlerbeseitigung mit begrenztem Arbeitsaufwand erlauben.

(5) Eine Kontrolle der Arbeit hinsichtlich der qualitativen oder quantitativen Ergebnisse darf ohne Wissen der Beschäftigten nicht durchgeführt werden."


In Zusammenhang mit der gesundheitsgerechten Gestaltung von Bildschirmarbeit wird insbesondere auf die Normenreihe "DIN EN ISO 9241 - Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkeiten mit Bildschirmgeräten" verwiesen. In der DIN EN ISO 9241 Teil 110:2020 "Grundsätze der Dialoggestaltung" werden sieben Gestaltungsempfehlungen ("Interaktionsprinzipien") der Software-Ergonomie formuliert und jeweils mit Beispielen verdeutlicht:

 

Aufgabenangemessenheit:

  • Identifizierbarkeit der unterstützten Aufgaben
  • Aufwandsoptimierung bei der Aufgabenerledigung
  • Standardauswahlmöglichkeiten (Defaults)


Selbstbeschreibungsfähigkeit:

  • Vorhandensein und Offensichtlichkeit von Informationen
  • Eindeutige Anzeige des Systemstatus

 

Erwartungskonformität:

  • Systemverhalten/ -reaktionen wie erwartet
  • Konsistenz (intern und extern)
  • Änderungen im Nutzungskontext werden erkannt


Erlernbarkeit:

  • Unterstützung beim Entdecken von Bedienfunktionen
  • Unterstützung beim Ausprobieren von Bedienfunktionen
  • Unterstützung beim Erinnern und Wiedererkennen von Bedienfunktionen


Steuerbarkeit:

  • Unterbrechbarkeit
  • Flexibilität
  • Individualisierbarkeit


Robusheit gegen Benutzungsfehler:

  • Vermeidung von Benutzungsfehlern
  • Toleranz gegenüber Benutzungsfehler
  • Behebung von Benutzungsfehlern


Benutzerbindung ("User Engagement"):

  • Motivation
  • Vertrauenswürdigkeit
  • Integration der Benutzer



DIN-EN-ISO-Normen können in den Normenauslegestellen (z. B. Universitätsbibliotheken, IHK) kostenlos eingesehen (aber nicht kopiert) werden. Darüber hinaus können die Normen beim Beuth Verlag bestellt und käuflich erworben werden.


Weitere umfangreiche Informationen zum Thema finden Sie auf den Seiten von www.ergo-online.de unter "Software". U.a. finden Sie dort einen Abschnitt "Verfahren zur Beurteilung der Software-Ergonomie".