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Welche Gefährdungen können für Personen bei Tätigkeiten mit ionisierter Luft zur Entladung von Bauteiloberflächen entstehen?

KomNet Dialog 8783

Stand: 04.01.2019

Kategorie: Physikalische Belastungen und Beanspruchungen > Ionisierende Strahlung > Röntgeneinrichtungen, Störstrahler

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Frage:

Welche Gefährdungen können für Personen bei Tätigkeiten mit ionisierter Luft zur Entladung von Bauteiloberflächen entstehen? Gibt es mögliche Gesundheitsgefährdungen? Die von uns eingesetzten Ionisatoren arbeiten mit angelegter Hochspannung und erzeugen elektrisch geladene Luft-Teilchen (Ionen), die mit Druckluft auf die Oberflächen gebracht werden.

Antwort:

Zur Entladung von Bauteiloberflächen werden verschiedene technische/physikalische Prinzipien angewandt. In der Folge können unterschiedliche Belastungen u. a. durch Gase am Arbeitsplatz auftreten. Bei Ionisatoren, die durch Hochspannung die Luft ionisieren, kann es vornehmlich zu Ozonbelastungen (Umwandlung des (Luft-)Sauerstoffs in Ozon: 3 O² -> 2 O³) kommen.


Ozon ist ein Reizgas. Bei kurzfristiger Einwirkung kann es zu Atembeschwerden und anderen Schäden an den Atemwegen und Lungen kommen, bei langfristiger Einwirkung kann Ozon Krebs verursachen. Dementsprechend ist Ozon in die Gruppe 3B der aktuellen MAK- und BAT-Werte-Liste 2009 der DFG eingestuft.


Ob und in welchem Umfang bei der eingesetzten Anlage relevante Belastungen auftreten, kann nicht allgemein beantwortet werden. Es ist zu empfehlen, den Anlagen-/Gerätehersteller um Informationen und Messprotokolle zu bitten. Weiterhin sollte die Belastungssituation in Zusammenarbeit von Sicherheitsfachkraft und Betriebsärztin/-arzt ermittelt und beurteilt werden. Ggf. sind auch Messungen am konkreten Arbeitsplatz erforderlich.

Zur Beseitigung elektrostatischer Aufladungen mittels ionisierender Strahlen können sogenannte Elektrostatik-Eliminatoren eingesetzt werden. Bei bauart- und nicht bauartzugelassenen Elektrostatik-Eliminatoren werden z.B. die Radionuklide Po-210 bzw. Pu-239 eingesetzt. Die hohe Ionisationsdichte der Alpha-Strahlung wird zur Beseitigung von elektrostatischen Aufladungen genutzt.


Die max. Reichweite der Alpha-Strahlung in Luft beträgt 10 cm. Schon durch ein Blatt Papier bzw. die obersten Schichten der Haut wird die Alpha-Strahlung adsorbiert.


Alphastrahlung, die von außen auf den menschlichen Körper wirkt, ist relativ ungefährlich, da die Alphateilchen auf Grund ihrer geringen Eindringtiefe überwiegend nur in die oberen, abgestorbenen Zellschichten der Haut eindringen bzw. von der Kleidung absorbiert werden.


Eine Inkorporation von Alpha-Strahlern ist dagegen sehr gefährlich, da in diesem Fall lebende Zellen in der unmittelbaren Umgebung der radioaktiven Substanz geschädigt werden. Inkorporationen von radioaktiven Substanzen können erfolgen z. B. durch Einatmen oder Aufnahme mit der Nahrung.

Ein Kontaminations- bzw. Inkorporationsrisiko besteht jedoch nur bei Beschädigung des Elektrostatik-Eliminators.


Durch die intensive Gammastrahlung können in der Umgebung von Strahlern mit hoher Aktivität (z. B. im TBq-Bereich) Stickoxide und Ozon erzeugt werden (trifft bei Po-210 und Pu-239-Statikeliminatoren nicht zu).


Siehe auch die Informationen unter http://www.bfs.de/DE/themen/ion/wirkung/einfuehrung/einfuehrung.html und http://de.wikipedia.org/wiki/Ionisation.