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Kann 10 Jahre alter Gussasphalt, der in Räumen anstatt Estrich aufgebracht wurde, ausdünsten?

KomNet Dialog 2643

Stand: 25.04.2019

Kategorie: Chemische Belastungen und Beanspruchungen > Gefährdungen durch Gefahrstoffe > Sonstige Gefährdungen durch Gefahrstoffe

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Frage:

Vor 10 Jahren wurde in unseren Büros statt Estrich Gußasphalt auf die Betonplatten aufgebracht. Meines Wissens nach ist/war das ein allgemein übliches Verfahren. Nun behauptet ein Mitarbeiter, dass aus dem Gussasphalt Ausdünstungen auftreten würden. Kann das sein?

Antwort:

In industriell genutzten Gebäuden sowie in stark strapazierten und sanierten Bereichen findet man häufig Bodenbeläge aus Gussasphalt, sowohl als schwimmender Estrich unter anderen Bodenbelägen als auch als direkt begeh- und befahrbarer Belag. Im Aussehen (schwarze oder schwarzgraue, zähflüssige bis feste Masse) unterscheiden sich Asphalte kaum von Teeren, sind jedoch aufgrund von Herkunft und Zusammensetzung toxikologisch und gefahrstoffrechtlich sehr unterschiedlich zu bewerten.


Hohe Raumluftbelastungen mit krebserzeugenden polycyclische Kohlenwasserstoffen (PAK) treten häufig in Häusern auf, in denen teerhaltige Parkettbodenkleber eingesetzt wurden. Asphalte und Bitumen enthalten meistens weniger als 50 ppm Benzo[a]pyren und führen daher zu keiner bedeutenden Innenraumbelastung. Auch beim Auftragen der Bodenbeläge bei Temperaturen bis 250 °C sind keine hohen Belastungen durch PAK und andere Inhaltsstoffe nachweisbar. Teer- und pechhaltige Bodenbeläge dagegen enthalten bis ca. 1,6 % PAK und können daher zu hohen Belastungen mit PAK bei der Herstellung, Verarbeitung und Nutzung führen. Da Asphalte bzw. Bitumen einerseits und Teere bzw. Peche andererseits äußerlich kaum unterscheidbar sind, kann bei zweifelhafter oder fehlender Information über die Herkunft nur eine gezielte Materialanalyse Aufschluss über den PAK-Gehalt und das eventuelle Gefährdungspotential bieten. Bei dieser Gelegenheit sollte auch geprüft werden, ob zusätzlich auch noch Asbest als Bestandteil enthalten ist.


Die Gewinnung der Materialprobe, Analyse auf PAK und andere Stoffe sowie Bewertung sollte ein dazu geeignetes Messinstitut übernehmen.