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Was kann ich gegen Mobbing tun?

KomNet Dialog 43164

Stand: 23.01.2023

Kategorie: Arbeitszeit, Arbeitsbedingungen > Psychische Belastungen und Beanspruchungen > Mobbing

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Frage:

Seit einigen Wochen werde ich auf meiner Arbeitsstelle gemobbt. Man möchte mich loswerden und hat mich nun komplett Isoliert von meinen Kollegen. Auch hat man mir nun mündlich neue Regeln, z.B. Pausenzeiten, mitgeteilt. Ich bitte jedesmal um etwas Schriftliches, worauf ich eine Antwort erhalte, sie müssten mir nichts Schriftliches geben. Können sie mir weiterhelfen, was ich tun soll? Ich bin seelisch und nervlich total am Ende und weiß mir keinen Rat mehr.

Antwort:

Was ist Mobbing?


Für Mobbing gibt es keine einheitliche Definition. Konsens besteht darüber, dass Mobbing gezielte feindselige Verhaltensweisen unter Kolleginnen und Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern beschreibt. Die dabei angegriffene Person ist unterlegen und die Angriffe gehen systematisch von einer oder mehreren Personen und über einen längeren Zeitraum aus. Beispiele sind Demütigungen, Verbreitung von Gerüchten, Zuweisung sinnloser Aufgaben, soziale Isolation, fortgesetzte, unangemessene Kritik oder gar Drohungen. Mobbing kann weitreichende gesundheitliche, berufliche und private Folgen für den Gemobbten haben und ist von bspw. normalen zwischenmenschlichen Konflikten, einem schlechten Betriebsklima oder einem rauen Umgangston abzugrenzen. Wichtig zu erwähnen ist dabei, dass Situationen zwischenmenschlicher Konflikte individuell unterschiedlich wahrgenommen und empfunden werden können.


Was können Sie tun?


Auch wenn es oft nicht leicht ist, ist es wichtig, bei Mobbing nicht untätig zu sein. Mobbing ist ein sehr sensibles Thema. Zu berücksichtigen ist, dass sich Fälle sehr unterschiedlich darstellen können oder unterschiedlich fortgeschritten sind. Nicht alle der nachfolgend genannten Handlungsvorschläge können oder sollten daher in einer konkreten Situation angewendet werden. Sie zeigen jedoch auf, dass es durchaus Handlungsmöglichkeiten gibt.


  • Analysieren Sie die Situation und versuchen Sie, eine klare Sicht darauf zu bekommen: Was genau passiert? Von wem geht das Verhalten/die Situation aus? Was sind mögliche Gründe dafür? Richtet sich dieses Verhalten gezielt gegen mich bzw. einige wenige?
  • Ärger und Kummer nicht verschweigen
  • Versuchen Sie, sofern (noch) möglich, den Kontakt mit der/dem Mobbenden zu suchen und ein klärendes Gespräch zu führen.
  • das Hinzuziehen am Konflikt unbeteiligter vertrauenswürdiger Kollegen/Vorgesetzter, des Betriebs- bzw. Personalrates oder das Hinzuziehen eines (ggf. externen) Mediators oder Beraters kann hilfreich sein
  • auch das Reden mit einer Vertrauensperson aus dem privaten Umfeld kann entlastend wirken und helfen, die Situation zu reflektieren
  • versuchen Beweise für das Mobbing zu sammeln
  • Führen eines Mobbing-Tagebuchs: Dokumentieren Sie für sich den Mobbingverlauf möglichst detailliert (Zeitpunkte, Mobbinghandlungen, …). Halten Sie auch evtl. Beweise fest (z.B. E-Mails mit Mobbing-Inhalten, beschädigte Arbeitsplätze, …).
  • Bleiben Sie bei der Kommunikation und Dokumentation bzgl. des Mobbings bei Tatsachen und sachlichen Aussagen und lassen Sie sich nicht zu Meinungen hinreißen.
  • Denken Sie an Ihre Gesundheit. Haben Sie bspw. keine Scheu (unabhängige) Hilfs- und Beratungsangebote in Ihrer Umgebung, wie Mobbing-Beratungsstellen oder auch Selbsthilfegruppen, zu nutzen. Ein weiteres niederschwelliges und praktikables Hilfsangebot, insbesondere hinsichtlich der aktuellen Situation der Ausbreitung von SARS-CoV-2 und damit verbundener Infektionsschutzmaßnahmen, sind Mobbing-Beratungstelefone. Darüber hinaus gibt es psychologische und medizinische Hilfsangebote.


Persönliche Beratung und Hilfe von Expertinnen und Experten bietet die MobbingLine Nordrhein-Westfalen. Unter der Telefonnummer 0211 837 1911 (kostenlos für Teilnehmer mit einer Festnetzflatrate) erhalten Hilfesuchende montags bis donnerstags von 16 bis 20 Uhr qualifizierte Beratung.


Was rechtliche Möglichkeiten betrifft, so kann professionelle Beratung durch Fachanwälte für Arbeitsrecht durchgeführt werden. Neben den Kosten für solche Beratungen ist jedoch ein Problem, dass Mobbing bzw. Mobbinghandlungen häufig nicht nachweisbar ist/sind. Hier kann das Führen eines Mobbing-Tagebuches ggf. hilfreich sein. Es ist außerdem zu beachten, dass es in Deutschland kein spezifisches „Mobbing-Gesetz“ gibt bzw. Mobbing als solches kein in einem Gesetz definierter Tatbestand ist. Jedoch können bestimmte Mobbinghandlungen Tatbestände in bestehenden gesetzlichen Bestimmungen darstellen, die entsprechend geahndet werden können. In der Vergangenheit gab es bspw. an deutschen Arbeitsgerichten bereits Urteile, die bspw. zu Schmerzensgeldansprüchen des Gemobbten oder der Kündigung der mobbenden Person führten. Um Ansprüche gerichtlich geltend machen zu können, sind evtl. geltende Ausschlussfristen zu berücksichtigen.


Es sollte außerdem im Interesse des Betriebes bzw. Arbeitgebers selbst liegen, Mobbing zu unterbinden. Zum einen gibt es gesetzliche Festlegungen zu den Pflichten und der Verantwortung von Arbeitgebern und Führungskräften. Zum anderen kann bspw. ein Bekanntwerden des Duldens oder gar Initiierung von Mobbing zu Imageschäden für den Betrieb führen, was insbesondere vor dem Hintergrund eines wachsenden Fachkräftemangels für den Betrieb zum Problem werden kann. Aber auch wirtschaftliche Folgen, die bspw. durch hohe Fehlzeiten oder geminderte Leistungsfähigkeit aufgrund des Mobbings und den Folgen daraus entstehen, können die Folge sein.