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KomNet-Wissensdatenbank

Gibt es Studien zur Leistungsfähigkeit älterer Beschäftigter?

KomNet Dialog 3388

Stand: 21.06.2017

Kategorie: Gesunde Arbeit / Arbeitsschutz > Besonders schutzbedürftige Personengruppen > Demografischer Wandel - Ältere Beschäftigte

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Frage:

Als Betriebsrat in einem mittelständischen Unternehmen stelle ich fest, dass bei der Besetzung neuer Stellen das Alter der Bewerberinnen und Bewerber bei der Geschäftsführung eine entscheidende Bedeutung spielt. Neben der Gehaltsfrage spielt dabei, manchmal auch offen ausgesprochen, die befürchtete geringere Leistungsfähigkeit älterer Bewerber und Bewerberinnen ein ausschlaggebende Rolle für die Auswahl jüngerer Kandidaten und Kandidatinnen. Bislang ist es mir trotz mehrfacher Versuche nicht gelungen, meine Geschäftsführung zum Nachdenken hierüber zu bewegen. Mir fehlen da offensichtlich durchdringende und überzeugende Argumente. Wie und mit welchen Argumenten kann ich diese betriebsinterne Diskussion erfolgreicher führen?

Antwort:

Die Gruppe der über 50-Jährigen wird mit einer besonders deutlichen Zunahme von 23% ab dem Jahr 2010 auf 35 % bis zum Jahr 2015 steigen.

Großunternehmen werden weniger Schwierigkeiten bei der Nachwuchsgewinnung haben als kleine und mittelständische Unternehmen, da sie generell als attraktivere Arbeitgeber gesehen werden und über umfassendere Methoden zur Personalrekrutierung verfügen.

Fragen Sie Ihren Arbeitgeber, wie er mit dieser Situation umzugehen gedenkt? Wie er unter den Bedingungen des demografischen Wandels mit seinem mittelständischen Unternehmen im Wettbewerb bestehen will?  Wie bei Ihrem Arbeitgeber ist nach wie vor in vielen Unternehmen das so genannte Defizitmodell handlungsleitend. Dieses Defizitmodell geht davon aus, dass mit zunehmendem Alter ein Abbau der Leistungsfähigkeit einhergeht.

Gerontologische Forschungen zeigen jedoch, dass mit zunehmendem Alter zwar bestimmte Fähigkeiten wie bspw. die Sehkraft und die Geschwindigkeit der Informationsaufnahme und -bearbeitung nachlassen, doch gleichzeitig nehmen Fähigkeiten wie Urteilsvermögen, Einschätzen komplexer Situationen, Ausgeglichenheit und Verantwortungsbewusstsein zu.

Dies gilt es entsprechend auch in die betrieblichen Organisationsstrukturen und Abläufe umzusetzen, soll das Unternehmen den demografischen Wandel erfolgreich bewältigen.

Um die mit dem Defizitmodell verbundenen Fehlurteile gegenüber der Leistungsfähigkeit von Älteren zu begegnen, wird eine Unternehmenskultur benötigt, die dem Alter Wertschätzung entgegenbringt und die Lebensphasen der Mitarbeiter berücksichtigt.

Hinweis:
Die Initiative DEMOGRAFIE AKTIV unterstützt Betriebe und Beschäftigte bei der Gestaltung des demografischen Wandels. Mit dem Management-Instrument DEMOGRAFIE AKTIV können praxisgerechte Demografie-Prozesse in Betrieben aller Branchen gestaltet werden. Im Land Nordrhein-Westfalen kann die Gestaltung betrieblicher Demografie-Prozesse mit dem Förderangebot Potentialberatung unterstützt werden.