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Wie ist bei der Beurteilung von Hitzearbeitsplätzen nach dem WBGT-Verfahren vorzugehen?
KomNet Dialog 5118
Stand: 10.12.2009
Kategorie: Gesunde Arbeit / Arbeitsschutz > Physikalische Belastungen und Beanspruchungen > Hitzearbeit / Kältearbeit
Frage:
Wir möchten hitzebelastete Arbeitsplätze beurteilen. Diese befinden sich an schadhaften Kesselrohren innerhalb eines Dampferzeugers (Kessel). Um auch die Strahlungswärme zu erfassen, wollen wir nach dem WBGT-Verfahren messen. Zur Anwendung des Verfahrens und Auswertung der Daten bestehen Fragen: Gibt es zur Beurteilung der Arbeits-/Ruhezeiten nach WBGT-Wert nur die Kurve in EN 27 243, Bild B.1? Ist das WBGT-Verfahren der richtige Ansatz zur Beurteilung?
Antwort:
Der WBGT-Index nach DIN EN 27243 stellt ein orientierendes Maß für die Beurteilung der Hitzebelastung dar und wird in der BGI 579 für die Beurteilung der Hitzebelastung bei erhöhter Wärmestrahlungsbelastung empfohlen (vgl. BGI 579, S.18). Der WBGT-Index verbindet dabei die Klimagrundgrößen Lufttemperatur, Luftfeuchte, Luftgeschwindigkeit und Wärmestrahlung zu einem gemeinsamen Kennwert (Klimasummenmaß). Das Bild B.1 der EN 27243 zeigt Richtwerte für WBGT-Werte für unterschiedliche Arbeits-Pausenzyklen, die auf einer Anpassung der mittleren muskulären Aktivität (Energieumsatz) beruhen. Es gilt die Annahme, dass der WBGT-Wert im Pausenbereich mehr oder weniger gleich dem Wert am Arbeitsplatz ist. Betrachtungszeitraum ist jeweils eine Stunde. Weitere Diagramme zu Arbeits-/Pausenzyklen auf der Grundlage des WBGT-Index sind nicht bekannt.
Ein Diskussionsentwurf, der sich ebenfalls dieser Thematik widmet (Pangert et al. 2003), ist nachstehend in Auszügen wiedergegeben. Grundlage bildet eine Literatur- und Richtlinienauswertung sowie eine Analyse bestehender betrieblicher Regelungen. Hier wird davon ausgegangen, dass die Entwärmungsphasen in einem Bereich verbracht werden, der kühler ist als der Arbeitsbereich, jedoch keine zu großen Temperaturunterschiede aufweist. Der Temperaturbereich von 25 - 35 °C hat sich unter Berücksichtigung der Bekleidung als angenehm erwiesen. Zur Berücksichtigung der Wärmestrahlung wird je nach Bestrahlungstyp (einseitig oder allseitig) ein Mittelwert aus Luft- und Globetemperatur oder die Globetemperatur anstatt der Lufttemperatur empfohlen. Auf der Grundlage von Auswertungen physiologisch äquivalenter Bedingungen kann gezeigt werden, dass eine resultierende Temperatur von 0,7 x t_g + 0,3 x t_a mit t_g -Globetemperatur und t_a - Lufttemperatur für praktische Anwendungen anstatt der Lufttemperatur sinnvoll ist.
Mit diesem resultierenden Temperaturwert sowie der ermittelten Luftfeuchte kann dann anhand des angegebenen Diagramms unter Beachtung der sonstigen Voraussetzungen die empfohlene Dauer der Entwärmungsphase (Hitzepause) je Stunde abgelesen werden.
BGI 579 "Broschüre: Arbeiten unter Hitzebelastung".