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KomNet-Wissensdatenbank

Gibt es Materialien zur Sicherheitsunterweisung von Flüchtlingen?

KomNet Dialog 42293

Stand: 13.10.2022

Kategorie: Gesunde Arbeit / Arbeitsschutz > Besonders schutzbedürftige Personengruppen > Vielfältige Belegschaften / Diversity

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Frage:

Ich arbeite für einen Träger, der berufsvorbereitende Kurse für junge Flüchtlinge durchführt. Es müssen Informationen zu Brandschutz und Fluchtwegen sowie zur Arbeitssicherheit in den Gewerken vermittelt werden. Jedoch bewegen sich die Deutschkenntnisse der Teilnehmer lediglich auf einem Anfängerniveau und so ist die Vermittlung der sicherheitsrelevanten Inhalte kaum leistbar. Daher stellt sich die Frage: Gibt es Materialien zur Sicherheitsunterweisung von Flüchtlingen?

Antwort:

Ja, auf den Seiten des Landesinstitut für Arbeitsschutz und Arbeitsgestaltung Nordrhein-Westfalen (LIA), aber auch von anderen Akteuren finden sich Tipps und hilfreiche Materialien (Eine Auswahl an Links finden Sie am Ende der Antwort). Grundsätzlich empfiehlt es sich, die Unterweisungsinhalte in möglichst einfacher Sprache, langsam und anschaulich zu vermitteln, Fachbegriffe zu umschreiben und das Wissen durch mehrfaches Wiederholen zu festigen. Es sollte stets überprüft werden, ob die Hinweise verstanden wurden und die Teilnehmenden zu Nachfragen ermutigt werden.

Eine effektive Methode, die sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten zu überwinden, kann auch der Einsatz von Dolmetscherinnen und Dolmetschern sein. Dies muss nicht immer mit Kosten verbunden sein. In vielen Städten gibt es gut ausgebaute Flüchtlingsnetzwerke und entsprechende kostenlose Angebote. Viele Bürgerinnen und Bürger mit Fremdsprachenkenntnissen engagieren sich ehrenamtlich und bieten ihre Unterstützung an. Oftmals vermitteln auch örtliche Freiwilligen- und Ehrenamtsagenturen den Kontakt zu mehrsprachigen Personen, die ihre Dolmetsch-Dienste anbieten. Hilfreich sind aber auch mehrsprachige Kolleginnen und Kollegen, die schon etwas länger im Betrieb bzw. in Berufsvorbereitungskursen sind. Weitere Tipps sind die Nutzung von Bildern, Piktogrammen oder Videos und mehrsprachigen Informationsmaterialien, um sicherheitsrelevante Informationen zu vermitteln.

Gerade für Menschen, die noch keine Erfahrungen an den jeweiligen Arbeitsplätzen und mit den Einrichtungen / Maschinen gesammelt haben, empfiehlt es sich, die Unterweisungen direkt im Betrieb, am Arbeitsplatz und mit den Arbeitsgeräten durchzuführen und Sicherheitshinweise nicht nur theoretisch zu vermitteln, sondern den sicheren Umgang mit den Geräten direkt zu üben. Wenn möglich ist eine Unterweisung in kleineren Gruppen oder auch 1:1 hilfreich. Das senkt die Barriere nachzufragen und bietet die Chance individueller auf Nachfragen, Sprach- und Kenntnisstände der zu Unterweisenden einzugehen. Sinnvoll ist es auch, die Dokumentation gegebenenfalls anders zu gestalten, da eine Unterschrift des/der Teilnehmers/in unter einem deutschen Text mit den vermittelten Sicherheitshinweisen bei geringen Sprachkenntnissen nicht aussagekräftig ist. Hilfreich könnte es dagegen sein, die Unterweisung zusätzlich bildlich, ggf. sogar mit dem Smartphone des/der Teilnehmers/in, zu dokumentieren und das sichere und vorschriftsmäßige Verhalten, beispielsweise bei der Handhabung einer Maschine, zu fotografieren oder zu filmen.

Die Sicherheit am Arbeitsplatz sollte auch nach der Unterweisung ein ständiges Thema bleiben. Patenprogramme für neue Beschäftigte können eine gute Methode sein, um Barrieren und Unsicherheiten zu überwinden, die Kollegialität zu fördern und zu einer integrationsfördernden Unternehmens- und Sicherheitskultur beizutragen. Online finden sich auf folgenden ausgewählten Seiten eine Reihe hilfreicher Materialien, um Unterweisungen für Geflüchtete zielgruppengerecht zu gestalten. Die BG Bau hat eine Sammlung der gängigen Sicherheitspiktogrammen zusammengestellt. Die Filmreihe NAPO vermittelt Botschaften zum Thema Sicherheit am Arbeitsplatz ausschließlich durch Bilder und Geräusche und ist als Unterstützung bei der Unterweisung von Personen mit geringen Deutschkenntnissen geeignet -> https://www.napofilm.net/de/napos-films/films (Via Storia & Napo-Konsortium). Die Broschüre „Vereinfachte Betriebsanweisungen“ der Initiative für Beschäftigung OWL e.V. beschreibt ein Verfahren für Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Betriebsanweisungen sprachlich und didaktisch zu vereinfachen. Es ist geeignet für Unterweisungen von Beschäftigten mit Migrationshintergrund, die über ein A2-Sprachniveau verfügen.

https://ifb-owl.de/wp-content/uploads/2015/04/VBA_Broschuere-VBA.pdf

In kurzen Lektionen und anhand von Bildern werden in den Materialien zu „Unterweisungs-Kurzgesprächen“ Themen wie „Brandschutz“, „Erste Hilfe“, „Heben und Tragen“ und „Stolpern, Rutschen, Stürzen“ behandelt. Am Ende findet sich ein Wissenstest mit Lösung https://www.bgn.de/praevention-arbeitshilfen/sicher-und-gesund/unterweisung (Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN), Bereich Fleischwirtschaft). Unterweisungsmaterialien, die auf Menschen mit Behinderungen zugeschnitten sind, bspw. bebilderte Betriebsanweisungen und entsprechende Handlungshilfen, u.a. für die Bereiche Holzwerkstatt, Metallwerkstatt und Küche finden sich hier: https://bgw.uv-lernportal.de/home (Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)). Außerdem können Broschüren in leichter Sprache zur Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit „Sicherheits-Beauftragte im Betrieb – Erklärt in Leichter Sprache“ oder „Sauberkeit und Haut-Schutz für die Hände - Ein Plan in Leichter Sprache für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Küchen-Bereich“ genutzt werden: https://www.bgw-online.de/bgw-online-de/was-ist-leichte-sprache--28842 (Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW))